Ende September 2024 die Schock-Nachricht: Ein 15-Jähriger war aufgrund der Einnahme gleich mehrerer Ecstasy-Pillen in Zingst (Ostsee) gestorben. Im Jahr zuvor traf es eine 13-Jährige aus Altentreptow – und viele weitere Mädchen kamen nach derartigem Konsum in Kliniken.
Clara Evers-Zimmer, Fachdienstleitung der Suchtberatung der Caritas für die Hansestadt Rostock, warnt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: Die Teil-Legalisierung von Cannabis ist daran schuld.
Ostsee: „Protest, Rebellion“
Beweise dafür entnehme die Psychologin und Psychotherapeutin Therapie-Gesprächen. Dass der Konsum eher zunehme, sehe sie auch daran, dass vermehrt Menschen im Alter von Anfang 20 zur Beratung kämen, die mit 16 mit Drogen angefangen hätten und jetzt einsähen, dass sie davon wegkommen müssten. Ebenso kämen vermehrt besorgte Eltern. Aber wieso ist die Gras-Legalisierung daran Schuld?
Die Teil-Legalisierung macht andere Drogen, wie beispielsweise Ecstasy reizvoller für Jugendliche. Bisher habe das Gras-Rauchen einen subversiven Charakter gehabt – doch diese Subversive fällt nun weg. „Sie suchen dann natürlich nach anderen Wegen, um genau das auszudrücken, was in der Jugendzeit schon immer ausgedrückt werden musste: den Protest, die Rebellion, die Abgrenzung“, heißt es seitens Evers-Zimmer. Besonders sieht die Expertin eine Gefahr in den fehlenden Warnzeichen bei Ecstasy.
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Ostsee: Fehlende Warnzeichen sind Gefahr
„Die Schwierigkeit beim Ecstasy ist ja, dass es eine linear wirkende Droge ist“, bedeutet: Mit der Steigerung der Dosis gehen keine (biologischen) Warnsignale einher. So merke also eine konsumierende Person überhaupt nicht, dass sie auf den Tod zulaufe. Bei Alkohol-Konsum hingegen kommen etwa Übelkeit oder Unwohlsein hinzu.
Ein weiteres Problem: Das Gehirn Jugendlicher ist noch in der Entwicklung. Somit sei der Teil, der, für die Planung von Handlungen, aber auch der Steuerung möglicher Konsequenzen zuständig ist, schlichtweg noch nicht ausgereift. Worauf das Gehirn junger Menschen aber reagiert, sind die Belohnungsreize, die durch die Droge erreicht werden.
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Und die Zahlen in Rostock an der Ostsee sind erschreckend. Laut Evers-Zimmer gäbe es im Rostocker Innenstadtgebiet in den Klassenstufen schlappe neun bis zehn Klassen, in denen etwa 80 bis 90 Prozent der Schüler Konsumerfahrungen mit Drogen hätten. „Vor allen Dingen mit Cannabis und dann aber auch nachfolgend mit MDMA, also Ecstasy.“
Was kann dagegen getan werden? Die Expertin rät, dass Kindern und Jugendlichen Aktivitäten ermöglicht werden müssten, die Belohnungsgefühle ermöglichten. Erwachsene müssten hinschauen, mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch bleiben: „Fragen stellen, sich dumm stellen, neugierig bleiben, ja akzeptieren, dass ein 14-Jähriger sich erwachsener fühlt als ein 40-Jähriger.“ (mit dpa)