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Hamburg: Drastische Änderung in der Stadt wühlt Einheimische auf – „Eher nicht cool“

Hamburg: Drastische Änderung in der Stadt wühlt Einheimische auf – „Eher nicht cool“

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In Hamburg sollen die Namen mehrerer Straßen geändert werden (Symbolfoto). Foto: IMAGO / imagebroker

Ein großes Thema sorgt bei Menschen in Hamburg derzeit für emotionale Debatten.

Gleich mehrere Straßen in Hamburg sollen einen neuen Namen bekommen. Dahinter stecken aus Sicht einiger gewichtige Gründe, doch für andere Menschen reichen diese nicht als Begründung aus. Das Thema schlägt also hohe Wellen.

Hamburg: Straßennamen mit NS-Bezug

Eine Expertenkommission zum Umgang mit NS-belasteten Straßennamen hat die Umbenennung von elf Straßen und Plätzen in Hamburg empfohlen.

Die Historikerin Miriam Rürup nannte als Beispiele die Heynemannstraße in Hamburg-Nord, den Högerdamm im Bezirk Mitte, den Reinckeweg in Wandsbek und den Albert-Schäfer-Weg in Harburg.

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In ihrem Abschlussbericht stellte die achtköpfige Kommission fest: „Mit der Benennung einer Straße nach einer Person soll die Leistung dieser Person in besonderer Weise ehrend gewürdigt werden.

Eine Ehrung in dieser Form ist nicht mehr haltbar, wenn das Handeln der Person die heutigen Wertvorstellungen in eklatanter Weise verletzt.“ Allein die Mitgliedschaft in der NSDAP sei kein Grund.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Schlimme Erinnerungen in Hamburg verewigt

Zu den empfohlenen Umbenennungen erklärte Rürup, der Gynäkologe Theodor Heynemann (1878-1951) habe sich an Zwangssterilisierungen beteiligt. Der Architekt Fritz Höger (1877-1949) habe im November 1945 das „Weltjudentum“ für die deutsche Niederlage verantwortlich gemacht.

Der Historiker und Jurist Heinrich Reincke (1881-1960) sei als Leiter des Staatsarchivs für die Ausstellung von „Ariernachweisen“ verantwortlich gewesen.

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Der Vorstandsvorsitzende der Harburger Phoenix AG, Albert Schäfer (1881-1971), habe die Verantwortung für den Einsatz von Zwangsarbeitern bei den Gummiwerken getragen.

Allerdings war Schäfer noch vor wenigen Jahren wegen seiner Rolle bei der kampflosen Übergabe Hamburgs an die britischen Truppen geehrt worden. Der Weg im Stadtteil Eißendorf war 2003 nach ihm benannt worden.

Die Kommission empfahl außerdem, drei zwischen 1933 und 1945 erfolgte Umbenennungen rückgängig zu machen.

Das Thema bewegt die Menschen in Hamburg

Auf Facebook kommentieren hunderte Menschen einen Beitrag zu dem Thema – die Meinungen zu dieser Veränderung sind gespalten.

„Das war nun mal ein Teil unserer Geschichte. Das verschwindet auch nicht einfach, nur weil Namen gestrichen werden“, schreibt eine Frau unter dem Beitrag.

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Weitere Neuigkeiten aus Hamburg:

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Die gegenteilige Meinung spiegelt der Kommentar einer anderen Hamburgerin wieder: „Richtig so. Einen Straßennamen erhält, wer hiermit geehrt werden soll. Straßen mit Nazi-Vergangenheit sind eher nicht cool und die Ehre einer Straßenbenennung gebührt den Nazis und ihrem ‚Wirkungskreis‘ schlicht nicht.“

Noch eine Stimme sieht die Situation eher kritisch: „Dann müsste Hamburg auch sein Kennzeichen ändern. HH geht ja mal gar nicht. Wenn schon politisch korrekt, dann bitte richtig.“

Hier sind einige andere Kommentare zu lesen:

  • „Auch diese Namen sind ein Teil unserer Geschichte, gibt Wichtigeres!“
  • „Bald wird dann auch noch rechts Parken verboten. Und Rechts vor Links wird auch abgeschafft.“
  • „Im Moment gibt es doch wohl andere Probleme.“
  • „Wir schaffen unsere Geschichte ab. Viele wissen doch gar nicht, was diese Leute gemacht haben.“

(lfs mit dpa)